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Rezension zur Märchen-Anthologie „Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“

Diese märchenhafte Anthologie stammt aus dem Drachenmond Verlag und wurde von Christian Handel herausgegeben. Leser und Leserinnen dürfen sich bei dieser Sammlung von Kurzgeschichten auf zauberhafte, liebevolle, aber auch düstere Geschichten freuen. 
Insgesamt variieren die Geschichten von ihrem Schreibstil. Manche sind mystisch und arbeiten viel mit Bildern und Umschreibungen. Andere sind direkter, fangen gerade bei jüngeren ProtagonistenInnen die innere Stimme und das Alter ein. Andere sind humorvoll und voller Schwung, mit kürzeren, schlagfertigen Formulierungen. 
Die Sprache passt zu den Geschichten und muss nicht jedem zusagen, mir persönlich hat jede Geschichte auf ihre eigene Art gefallen, auch wenn ich Favoriten habe und Geschichten, die mich weniger berührt haben. 



Den Auftakt macht Julia Adrian, die in „Die Kinderfresserin“, den/die LeserIn zurück nach Pandora führt und die Geschichte eine der 13 Feen erzählt. Wer ihre Trilogie kennt, weiß, wenn ich sage: Erneut nimmt sie die Fäden auf und webt sprachgewaltig die Geschichte, so wie man es kennt, mystisch, bedrohlich und berührend. 

Von Pandora aus geht es ins Morgenland, zu Räubern und Händlern, einer jungen Frau, die sich als Mann verkleidet und einem Flaschengeist der anderen Art. 


Spannend und humorvoll erzählt Susanne Gerdom in „Iftah Ya Simsim“ die Geschichte um den Händlerjungen und das Räubermädchen. 


Kurz, aber nicht weniger spannend, geht es in „Graf Steinherz“ von Kate Forsyth um einen Mann ohne Herz, eine Fee und eine süße Entstehungsgeschichte für Weihnachten. 


Nina Blazon erzählt in „Das Fest“ die Geschichte über einen alten Brauch, eine grausame Geschichte, tote Geschwister und Höllenpferde, die eine junge Liebe bedrohen. 


Seanan McGuires „Sei still und lausche“ gefiel mir wegen ihres mystischen Tons sehr gut. Die Geschichte ist nicht ganz klar. Alles ist irgendwie diffus und gleichzeitig greifbar und klingt wie ein Lied, das man immer wieder hören möchte. 


„Schwangengesang“ von Nina Bellem kommt mit einem unschuldigen Titel daher, doch dahinter liegt eine schaurige Geschichte mit einem erstaunlichen Plottwist und ziemlich genialem Ende. 


Mara Lang erzählt in „Das Gewissen der Welt“ eine wundervoll traurige Liebesgeschichte, über zwei Schwestern, einen verfluchten Mann und ein schwerwiegendes Opfer. 


„Der Schuh der Dryade“  von T. Kingfisher gefiel mir nicht unbedingt wegen der Schreibweise so gut, obwohl auch sie wunderbar stimmig ist, sondern der Neuinterpretation von Aschenputtel, mit einer emanzipierten Protagonistin, deren größter Wunsch es eben nicht ist, einen Prinz zu heiraten. 


„Der Schneemann und die Ziege“ von Tanja Kinkel ist süß, aber gehört wohl zu den Geschichten, die weniger in meinem Gedächtnis bleiben wird. 


Diana Menschig geht in „Das Wappen“ dem Wappen einer königlichen Familie nach, dessen Ursprung in der Liebe zweier Menschen liegt, die eigentlich Feinde sein müssten. 


„Das Glück lebt still im tiefen Wald“ von Christoph Marzi thematisiert auf hübsche Weise die Macht und Wichtigkeit von Geschichten, und auch sie mischt alte Märchen und gibt ihr ein neues Gewand. 


„Silbernächte“ von Anna Milo gehört sicherlich zu einer meiner liebsten Geschichten. Ein Wald, seine Bewohner, Geister, ein König und ein junger Mann, der sich beweisen muss. Eine Schwester wartet auf Rettung. Und ein junges Wolfsmädchen opfert sich für ihre Familie, um den Herren des Waldes zu warnen. Spannend und eindrucksvoll, sowie bildgewaltig. 


Was vor „Die Schöne und das Biest“ geschah, so könnte man „Das Rosenkind“ von Fabienne Siegmund umschreiben. 


Katrin Solberg hat sich eine gruselige Geschichte in „Spiegelschwester“ um eine böse Herzogin und einen Spiegel ausgedacht, in dem junge Mädchen eingesperrt werden. Bis eine fliehen kann, sich mit einem Wolf zusammen tut, der keiner ist, und flieht, bis Fliehen keine Option mehr ist. 


Eine Geschichte, die mich wirklich restlos begeistern konnte, war „Der Fluch der wahren Liebe“ von Christian Handel. Denn da trifft Dornröschen auf Gender-Swap und einen Plottwist, übertritt das, was stereotyp zum Märchen gehört und interpretiert es zeitgemäß neu. 


„Das knöcherne Mütterlein“ von Björn Springorum ließ mich die gesamte Zeit schmunzeln. Die Schreibweise ist locker und schlagfertig. Die Geschichte wartete mit einem Plottwist auf und bot ein Autorennachwort, das alles perfekt abrundete. 


Anpassen, bis zum bitteren Ende. Schönheit, was immer der Preis. Und Liebe, für die man alles tut, egal wie gering die Chancen. Mehr darf ich nicht verraten, außer dass die Geschichte sehr gut zu lesen war. Die Rede ist von „Der schwarze Schwan“ von Susan Wade. 


„Knochenlicht“ von Juliet Marillier spielt mal nicht in einem Wald (nicht in einem echten, zumindest) und hat auch keine Prinzessin und ein Königreich zum Inhalt. Stattdessen geht es um eine moderne Interpretation von Aschenputtel, nur dass die Rettung nicht von einem Prinzen kommt. Sehr coole, in dem Rahmen auch einzigartige Geschichte wegen ihres Settings, 

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