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Rezension zu "1Q84 - Buch 3" von Haruki Murakami

Leider konnte mich das Finale nicht ganz überzeugen. 


Trotz David Nathans hervorragender Erzählerstimme empfand ich den letzten Teil von "1Q84" als schleppend und eher träge, als spannend und ergreifend. 
Zunächst beginnt es mit einer neuen Figur, nämlich einem Privatdetektiv, der von der Sekte bereits auf Tengo angesetzt worden war, und nun Aomame finden soll. 
Diese versteckt sich jedoch, wie man schließlich erfährt, in einer Wohnung und hat sich nicht dort auf der Autobahn das Leben genommen. Stattdessen erwartet sie ein Kind und will unbedingt auf Tengo treffen - doch sie darf die Wohnung nicht verlassen. 
Tengo währenddessen besucht seinen sterbenden Vater, beherbergt Fukaeri und soll eigentlich einfach zurück zu seinem alten Leben finden - so der Rat seines Freundes. 

Im Grunde ist ein großer Teil dieses Buches ein Katz- und Mausspiel, bei dem sich die eine Partei versteckt, aber doch ab und zu aus dem Mäuseloch schaut, während die andere Partei alle Spuren verfolgt, um ihre Beute einzukreisen.

Interessant sind die Mittel, die der Autor einsetzt, um seine Geschichte zu erzählen. So wie die Verschiebung der Zeitlinien, wo der Leser (bzw. in meinem Fall Hörer) einen Erzählstrang präsentiert bekommt, nur um später den selben Strang aus der Perspektive eines anderen zu erfahren, der vielleicht früher anfängt - und sich so nach und nach alle Informationen zusammen setzen, bis es ein ganzes Bild ergibt. 

Dazu kommt die unglaubliche Intensität, mit der Murakami seine Geschichten erzählt, bildgewaltig und mit unzähligen kulturellen Referenzen. 

Dennoch ist die Geschichte schleppend. Manche Beschreibungen nehmen Überhand - so muss ich für meinen Teil nicht aus vier verschiedenen Perspektiven, innerhalb von fünf Minuten erfahren, wie die ProtagonistenInnen gekleidet sind. Gleichzeitig fiel mir die Fixierung des Autors auf die weibliche Brust auf, die bereits in den Bänden zuvor mehrmals angesprochen wurde, doch hier gerade zum Ende hin fast einen komischen Stellenwert einnimmt, ja geradezu bedeutungsvoll aufgeblasen wird, was für mich eher einen schalen Nachgeschmack hinterließ - war doch die Geschichte nicht so überzeugend, das Ende machte es nicht besser. 

Daher sieht es leider so aus: 



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